Anhaltende Schmerzen bleiben nicht ohne Einfluss auf Stimmung, Erleben und Verhalten. Folgen sind oft Verunsicherung, zunehmende Gereiztheit, manchmal Rückzug und Angst (z.B. den Schmerz nie loszuwerden). Die damit verbundenen zunehmenden Belastungen – körperlich, aber auch privat und im Beruf – haben wiederum ungünstige Auswirkungen auf die Schmerzen selbst, bedeuten zusätzlichen Stress. Aus diesem Teufelskreis ohne fachliche Hilfe herauszufinden, ist schwierig, manchmal unmöglich.
Die Psychotherapie ist fester Bestandteil unseres interdisziplinären Teams. Wir orientieren uns an kognitiv-verhaltenstherapeutischen Konzepten und integrieren aktuelle wissenschaftlich-psychologische Forschungsergebnisse sowie weitere psychotherapeutische Verfahren (z.B. Gesprächs-Psychotherapie, Hypnose, Schematherapie, achtsamkeitsbasierte Ansätze, Familien- und systemische Therapie).
Das Gespräch mit dem Psychologen ist für alle Patienten ein selbstverständliches Element der Diagnostik und Behandlung und von der Art der Schmerzen unabhängig. Im Rahmen eines bio-psycho-sozialen Konzeptes arbeiten wir dabei mit Kollegen anderer Disziplinen (Medizin, Physiotherapie, Sozialarbeit) eng zusammen.
Schmerzen ohne eindeutige körperliche Erkrankung wurden lange zu Unrecht als „nur“ psychisch bedingt betrachtet. Es gibt jedoch eine Vielzahl sehr schmerzhafter körperlicher Funktionsstörungen, bei denen z.B. das Zusammenspiel von Muskeln, Gelenken und Bändern nicht mehr optimal funktioniert. Diese Funktionsstörung ist keine Krankheit im klassischen Sinne und wird durch viele Faktoren – auch Stress, Überlastung und Stimmungen – beeinflusst bzw. manchmal auch ausgelöst. Wir wissen inzwischen, dass auch die langfristigen Auswirkungen eindeutig körperlich ausgelöster Beschwerden sehr wesentlich durch den Umgang mit den Beschwerden beeinflusst werden.
Schonung, Vermeidung von Aktivität und Rückzug – bei akuten Schmerzen anfangs oft sinnvoll – führen auf lange Sicht meist zu stärkeren und anhaltenden Schmerzen, zu Angst vor bestimmten Bewegungen und körperlichem Abbau. Umgekehrt können Strategien wie Durchhalten, „Zähne zusammenbeißen“ und „Kampf gegen den Schmerz“ nach vielen wiederholten Misserfolgen nach einiger Zeit selbst ein Teil des Problems werden.
Angemessene und langfristig erfolgreiche Lösungen bewegen sich meist zwischen den beiden Polen Über- und Unterforderung. Die Voraussetzung, einen sinnvollen eigenen Weg zu finden, ist die sorgfältige Anamneseerhebung, das Gespräch über wichtige private und berufliche Umstände, persönliche Stärken und Schwächen. Davon ausgehend und in enger Abstimmung mit Medizin und Physiotherapie können notwendige aber auch tatsächlich mögliche alltagsnahe Änderungen geplant werden.
Leitende Psychotherapeutin
Dr. Anke Diezemann-Prößdorf
Psychologische Psychotherapeutin, Verhaltenstherapie, Spezielle Schmerzpsychotherapie, Hypnotherapie, Akzeptanz- und achtsamkeitsbasierte Psychotherapie, Spezielle Psychotraumatologie (AWP)
Dozentin und Supervisorin in der Psychotherapeutenausbildung und Speziellen Schmerzpsychotherapie, Weiterbildungsbefugte Spezielle Schmerzpsychotherapie,
Organisation psychologischer Praktika